Über den Trauerfall (9)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Bill Ramsey, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
William „Bill“ McCreery Ramsey
05.07.2021 um 19:00 Uhr von Redaktion
William „Bill“ McCreery Ramsey (* 17. April 1931 in Cincinnati, Ohio; † 2. Juli 2021 in Hamburg) war ein amerikanisch-deutscher Jazz- und Schlagersänger, Journalist, Hörfunkmoderator und Schauspieler. Er wurde in den 1960er Jahren durch deutschsprachige Schlager wie Souvenirs, Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe, Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett oder Pigalle (Die große Mausefalle) zwar populär, aber seine eigentlichen Genres waren seit jeher Jazz, Swing und Blues.
Leben
05.07.2021 um 18:58 Uhr von Redaktion
Jugend und Ausbildung
Bill Ramsey, Sohn einer Lehrerin und eines Werbemanagers, sang bereits in seiner Jugend in einer College-Tanzband. Als er von 1949 bis 1951 an der Yale-Universität in New Haven ein Soziologie- und Wirtschaftsstudium begann, sang er nebenher Jazz, Swing und Blues. Zu seinen Vorbildern gehörten Count Basie, Nat King Cole, Duke Ellington und vor allem Louis Jordan.
Wehrdienst
Wegen des Koreakrieges wurde in den USA die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt, und Ramsey musste seinen Dienst bei der United States Air Force in Deutschland ableisten. Auch in dieser Zeit trat er nebenbei in Clubs auf und wurde im damals berühmten und heute noch existierenden Jazzkeller in Frankfurt am Main von einem Angestellten des Soldatensenders AFN gesehen und als Mitarbeiter im Bereich der GI-Betreuung engagiert. Dort wurde Ramsey Chefproduzent und hatte, wenn auch noch immer in Diensten der Air Force, mehr Zeit für Auftritte bei Festivals.
Ab 1953 trat er bei Jazzveranstaltungen unter anderem mit Ernst Mosch, Paul Kuhn, Kurt Edelhagen und James Last auf. Der Jazzpianist und Musikproduzent Heinz Gietz vermittelte Ramsey 1955 einen Auftritt beim Hessischen Rundfunk und engagierte ihn für Playback-Aufnahmen für den Musikfilm Liebe, Tanz und 1000 Schlager mit Peter Alexander und Caterina Valente. Nach Ende seines Militärdienstes setzte er sein Studium in seiner Heimat und ab 1957 in Frankfurt fort.
Karriere in Deutschland
1958 bot ihm der Produzent Heinz Gietz einen Plattenvertrag an, und noch im selben Jahr erschien Ramseys erste Single bei Polydor. Die darauf befindlichen Schlager wurden zu einem kleinen Achtungserfolg und legten damit den Stil fest, mit dem der „Mann mit der schwarzen Stimme“ fortan zahlreiche Verkaufserfolge und Ohrwürmer landen konnte. Mit Souvenirs eroberte Ramsey 1959 die Spitze der deutschen Hitparaden. 1960 erreichte er mit dem Foxtrott Gina, Gina von Heinz Gietz Platz 39 in den Top 50 des Fachblattes Musikmarkt. Der nächste Nummer-eins-Hit gelang ihm 1961 mit Pigalle (Die große Mausefalle).
Seine Musik orientierte sich an den damaligen Hits anglo-amerikanischer Popmusik. Unter den in den 1950er- und 1960er-Jahren veröffentlichten Schlagern Ramseys befanden sich deutschsprachige Coverversionen von Hank Ballard, The Beatles, Fats Domino, Ivory Joe Hunter, Roger Miller, Elvis Presley, Jimmie Rodgers, Andy Williams, Sheb Wooley und anderen. Dazu kamen zahlreiche Originale, die zunächst fast ausschließlich von Heinz Gietz komponiert wurden. Die ironischen, vorzugsweise von Kurt Feltz oder Hans Bradtke stammenden Texte kommentierten oft das aktuelle Zeitgeschehen.
1962 wechselte Ramsey gemeinsam mit Produzent Gietz zum Columbia-Label der EMI Group, wo er seinen Erfolg zunächst fortsetzen konnte. Bis Mitte der 1960er-Jahre, als die Beatmusik den Schlagermarkt deutlich verkleinerte, war Ramsey regelmäßig in den deutschen Singlecharts vertreten. Die Popularität verschaffte ihm außerdem zahlreiche Auftritte bei Film und Fernsehen, wo er als Sänger und in komischen Nebenrollen zu sehen war.
Ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre nahm Ramsey überwiegend englischsprachige Lieder auf und widmete sich in erster Linie wieder dem Jazz und dem Blues. In dem musikalisch abwechslungsreichen Jahrzehnt erschienen aber auch Operetten-, Musical- und Beattitel sowie eine LP mit Kinderliedern von Ramsey. 1966 wechselte Ramsey zu Heinz Gietz’ Plattenfirma Cornet und noch im selben Jahr wiederum zur Polydor. Seit den 1970er Jahren erschienen zahlreiche Neu- und Wiederveröffentlichungen Ramseys unter verschiedenen Labels. Er trat noch regelmäßig als Schlager- und Jazzsänger auf, u. a. im Duo mit dem Gitarristen Juraj Galan, mit dem er mehrere Platten vorlegte. Die LP des Duos Live im Unterhaus bekam den Preis der deutschen Schallplattenkritik. 2008 und 2009 war er u. a. mit Max Greger und Hugo Strasser als „Swing-Legenden“ auf Tournee. Ab 2005 absolvierte er jährlich ein Wochengastspiel im Wiener Jazzland – ständige Mitglieder seiner Band waren: Martin Breinschmid vib, Richard Oesterreicher hm, Gerd Bienert g und Herbert Swoboda p & cl. Anlässlich seines 85. Geburtstags veröffentlichte Ramsey 2016 die Doppel-CD My Words.
Film, Radio und Fernsehen
Bill Ramsey spielte in etwa 30 Filmen mit, hatte unzählige Fernsehauftritte und Tourneen durch Europa, die USA und Nordafrika. Er moderierte unter anderem die Fernsehsendungen Schlager für Schlappohren (1971), Talentschuppen (1974 bis 1980) und Show ohne Schuh’ (1973 bis 1982). Er war viele Jahre Dozent an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Seit Ende der 1980er Jahre moderierte er bei hr2 Kultur die Sendung Swingtime (als Nachfolger der Swingparty eine der ältesten Hörfunksendungen der ARD, die im Mai 2018 ihren 60. Geburtstag feierte). Am 1. März 2019 wurde deren letzte Ausgabe gesendet, weil Ramsey die Moderation aus Altersgründen aufgab.
Privatleben
Ramsey lebte fast 20 Jahre lang in Zürich, später in Wiesbaden und seit 1991 mit seiner vierten Ehefrau Petra in Hamburg. Seit 1984 war er deutscher Staatsbürger. Seine Ehefrau ist Ärztin, betätigte sich aber auch als Managerin für Ramsey.
Trivia
05.07.2021 um 18:56 Uhr von Redaktion
In den 1950er Jahren wohnte Ramsey in der Frankfurter Pension Noelle. Seine Zimmernachbarin war Rosemarie Nitribitt, die, seinen Erinnerungen zufolge, „ständig und stundenlang das Gemeinschaftsbad blockierte und den Kühlschrank leer aß“. Im Zusammenhang mit ihrem späteren Tod wurde auch Ramsey polizeilich befragt.
Filmografie
05.07.2021 um 18:56 Uhr von Redaktion
1955: Liebe, Tanz und 1000 Schlager
1955: Musik im Blut
1959: La Paloma
1959: Kein Mann zum Heiraten
1960: Schlagerparade 1960
1960: Das Rätsel der grünen Spinne
1960: Mit Himbeergeist geht alles besser
1961: Schlagerparade 1961
1961: Die Abenteuer des Grafen Bobby
1961: Junge Leute brauchen Liebe
1961: Musik ist Trumpf (Die Hazy Osterwald Story)
1961: Adieu, Lebewohl, Goodbye
1961: Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn
1961: Unsere tollen Tanten
1961: Heute gehn wir bummeln
1962: Café Oriental
1962: Das süße Leben des Grafen Bobby
1962: Zwischen Schanghai und St. Pauli
1962: Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
1963: Sing, aber spiel nicht mit mir
1963: Maskenball bei Scotland Yard
1963: Heimweh nach St. Pauli
1964: Old Shatterhand
1964: Liebesgrüße aus Tirol
1970: Emigration (TV)
1971: Hurra, bei uns geht’s rund
1978: Die Schweizermacher
1990: Peterchens Mondfahrt
1993: Almenrausch und Pulverschnee: Der Onkel aus Amerika (TV)
1997: Tatort: Ausgespielt (TV)
2009: Küss den Frosch (deutscher Synchronsprecher von Louis)
Diskografie (Auswahl)
05.07.2021 um 18:54 Uhr von RedaktionEPs
Go Man Go / Hier könn’ Matrosen vor Anker geh’n / Souvenirs / Mach keinen Heck-Meck (1959; Polydor)
Pigalle / Missouri Cowboy / Bist du einsam heut’ Nacht / Immer zieht es mich zu ihr (mit Peter Alexander; 1961; Polydor)
Viktoria und ihr Husar (mit Sonja Knittel, Sári Barabás, Conny Froboess, Jacqueline Boyer, Willy Hagara, Heinz Hoppe, Harry Friedauer, Rex Gildo, Paul Kuhn und dem Botho-Lucas-Chor; ca. 1964; Electrola)
My Fair Lady / Kiss Me, Kate (mit Rex Gildo, Gitte, Willy Hagara, Ralf Bendix, Paul Kuhn und dem Botho-Lucas-Chor; 1964; Electrola)
LPs
William „Big Bill“ Ramsey (A-Seite) / Riverside Syncopators Jazz-Band (B-Seite) (Split-LP mit Live-Aufnahmen vom Jazz Festival Sopot 1957; Polskie Nagrania Muza)
Blume von Hawaii / Viktoria und ihr Husar (mit Peter Alexander, Rita Bartos, Margot Eskens, Franz Fehringer, Willy Hofmann, Margrit Imlau, Bibi Johns, Sándor Kónya, Willy Schneider und Herta Talmar; ca. 1961; Polydor)
Evergreens aus dem Schlagerkeller (mit Ralf Bendix, Chris Howland und Dany Mann; 1962; Electrola)
Die Blume von Hawaii/Viktoria und ihr Husar (mit Sonja Knittel, Sári Barabás, Conny Froboess, Jacqueline Boyer, Willy Hagara, Heinz Hoppe, Harry Friedauer, Rex Gildo, Paul Kuhn und dem Botho-Lucas-Chor; ca. 1964; Electrola)
Bill Ramsey’s Schlagerparty (1964; Electrola)
Sing ein Lied mit Onkel Bill (Kinderparty bei Bill Ramsey; mit Conny Froboess, Paul Kuhn, Ralf Paulsen und den Westfälischen Nachtigallen; 1965; Electrola)
Bill Ramsey singt Lieder seiner Heimat – Songs from Home (1965; Electrola)
Ballads & Blues (mit Paul Kuhn; 1965; Electrola)
Got A New Direction (& The Jay Five; 1966; Cornet)
Sei mein Freund (1972; Columbia)
Songs – Brot für die Welt (mit Inge Brandenburg und Ingfried Hoffmann; 1974; Schwann)
Hard Travelling (mit Don Paulin; 1975; Warner Bros.)
Die andere Seite – Dedicated to Nat King Cole (ca. 1977; Polydor)
On the Spot (mit Dieter Reith, Matts Björklund, Jimmy Patrick, Dave King und Keith Forsey; ca. 1977; Polydor [?])
Rückfall (1990; Papagayo)
CDs
Caldonia and more… (Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1957, 1966 und 1980
Souvenirs (1992; Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1958 bis 1961
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (1994; Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1962 bis 1965
Ballads And Blues / Songs From Home (mit Paul Kuhn; Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1965
The Other Side – A Dedication to Nat King Cole (Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1975 bis 1977
On the Spot (mit Dieter Reith; Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1977
When I See You (mit Toots Thielemans; Bell Records), enthält Aufnahmen von 1979 bis 1980
Underneath the Apple Tree (mit Juraj Galan; Tyrostar), enthält Aufnahmen von 1983 und 1984
Rückfall (1990; Papagayo)
Gettin’ Back To Swing (& The SDR Big Band, Leitung Dieter Reith; 1994; Bear Family Records)
Hamburg, keine ist wie du (CD-Maxi; 1999; Bear Family Records)
Ballads, Streets & Blues (mit Peter Weniger und dem Achim-Kück-Trio; 2001; Mons Records)
Big Band Boogie (mit der Thilo Wolf Big Band; 2002; Mons Records)
Send In The Clowns (mit Jean-Louis Rassinfosse; 2005; Swingland Records)
Here’s To Life – Here’s To Joe (mit der hr-Bigband, Leitung: Jörg Achim Keller; 2006; HR-Musik)
Ramsey Swings! (4-CD-Box; 2011; Bear Family Records), enthält Aufnahmen von 1958 bis 1999
My Words (Doppel-CD; 2016; Bear Family Records)