Matti Nykänen

* 17.07.1963 in Jyväskylä
† 04.02.2019 in Joutseno

Angelegt am 06.02.2019
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Über den Trauerfall (6)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Matti Nykänen, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Matti Nykänen

06.02.2019 um 11:58 Uhr von Redaktion

(* 17. Juli 1963 in Jyväskylä; † 4. Februar 2019 in Joutseno) war ein finnischerSkispringer, der in den 1980er Jahren seinen Sport dominierte. Mit vier olympischen Goldmedaillen, fünf Weltmeistertiteln und vier Gesamtweltcup-Siegen gehörte er zu den erfolgreichsten Skispringern überhaupt. Er zählte zu den fünf Athleten (neben ihm Espen BredesenThomas MorgensternJens Weißflog und Kamil Stoch), welche die wichtigsten vier Wettkämpfe im Skisprung (OlympiaWeltmeisterschaftenGesamtweltcup und Vierschanzentournee) gewannen.

Skisprungkarriere

06.02.2019 um 11:59 Uhr von Redaktion

Nykänen, ähnlich wie sein „ewiger“ Konkurrent Jens Weißflog ein sehr leichter Springer, konnte 1982 bei der WM auf dem Holmenkollbakken in Oslo im Alter von nur 18 Jahren mit dem Weltmeistertitel von der Großschanze seinen ersten großen Triumph feiern. Es folgte jeweils ein weiterer Titel im Mannschaftsspringen bei den nächsten vier aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften (1984, 1985, 1987 und 1989).

Nach dem ersten Sieg bei der Vierschanzentournee 1982/83 und dem Gewinn des Gesamtweltcups im selben Jahr, holte Nykänen ein Jahr später bei den Olympischen Winterspielen in Sarajevo die Goldmedaille auf der Großschanze. Damit hatte er 20-jährig schon alle wichtigen Skisprung-Wettbewerbe gewonnen. Einen Monat später siegte er bei der Flugwoche von Oberstdorf und verbesserte den Skiflugweltrekord zuerst auf 182 m und dann auf 185 m.

1985 holte er sich in Planica den Skiflug-Weltmeistertitel mit einem neuerlichen Weltrekord-Flug auf 191 m. In diesem und im darauffolgenden Jahr sicherte er sich wieder den Gesamtweltcup. 1987 wurde er mit der Holmenkollen-Medaille geehrt.

Seine beste Saison hatte Nykänen aber 1987/88. Zunächst dominierte er die Vierschanzentournee und sicherte sich danach bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary alle drei im Skispringen vergebenen Goldmedaillen. Zudem gewann er zum vierten Mal den Gesamtweltcup.

Gegen Ende der 1980er Jahre begann Nykänens Stern zu sinken. Seine Alkoholkrankheit wurde offensichtlich. Er beendete seine Karriere 1991 schließlich glanzlos. Insgesamt hat er 46 Weltcupspringen gewonnen, womit er lange Zeit die ewige Bestenlisteanführte, bis ihn Gregor Schlierenzauer 2013 überholte.

Nach der Karriere

06.02.2019 um 12:01 Uhr von Redaktion

Nykänens Unternehmungen nach seinem Karriereende unter anderem als Popsänger und Stripper verliefen erfolglos. In den 1980er- und 1990er-Jahren war er dreimal verheiratet. 2001 heiratete er zum vierten Mal. In der finnischen Boulevardpresse wurde sehr ausführlich über jede Eskapade des Skispringers, der nach heutigen Erkenntnissen unter ADHS litt, berichtet. Im Jahr 2003 veröffentlichte Nykänen eine Autobiografie unter dem Titel Grüße aus der Hölle.

Im August 2004 geriet Matti Nykänen mit seiner Frau unter Verdacht des versuchten Totschlags. Ihnen wurde vorgeworfen, einen 59-jährigen Freund im Alkoholrausch nach einem Streit ums Fingerhakeln in einer Hütte in Nokia niedergestochen zu haben. Er wurde zu 26 Monaten Haft verurteilt. Im selben Jahr erlitt er einen Herzinfarkt, von dem er sich gut erholte. Nach Verbüßung von 13 Monaten wurde er im September 2005 auf Bewährung entlassen, jedoch bereits 103 Stunden später wegen des Vorwurfs, seiner Frau Mervi im Vollrausch mit einem schweren Gegenstand eine Kopfwunde zugefügt zu haben, wieder in U-Haft genommen. Nachdem Mervi aber keine Anzeige erstattet hatte, wurde Nykänen wieder auf freien Fuß gesetzt. Im März 2006 wurde Matti Nykänen erneut wegen Misshandlung seiner Frau zu einer Haftstrafe von vier Monaten verurteilt.

Am 13. Januar 2006 kam ein Film über das Leben Matti Nykänens in die finnischen Kinos. Die Hauptrolle spielte der bekannte finnische Schauspieler Jasper Pääkkönen.

Am 28. Februar 2008 gewann Matti Nykänen den Veteranen-Weltmeistertitel auf der kleinen Schanze in Taivalkoski, Finnland in der Klasse der 40- bis 44-Jährigen. Am vorherigen Tag war er als Fünfter aus dem K-50-Wettbewerb hervorgegangen.

Am 25. Dezember 2009 attackierte er nach Medienberichten seine Frau mit einem Messer und wurde erneut festgenommen. Mervi Tapola flüchtete mit Schnittwunden zu den Nachbarn. Daraufhin verurteilte ihn ein Gericht am 24. August 2010 im südwestfinnischen Pirkanmaa zu 16 Monaten Haft sowie zur Zahlung von 6600 Euro Schmerzensgeld. Das Berufungsgericht Turku bestätigte das Urteil. Am 29. Februar 2012 wurde er auf Bewährung entlassen.

Im Sommer 2014 heiratete Nykänen in fünfter Ehe Pia Talonpoika. Im November 2018 wurde bei ihm Diabetes mellitus diagnostiziert – er musste Insulin spritzen – verzichtete aber nicht auf Alkohol. Er starb am 4. Februar 2019, nähere Umstände zu seinem Tod sind bislang nicht bekannt, werden aber als „krankheitsbedingt“ bezeichnet.

Erfolge

06.02.2019 um 12:05 Uhr von Redaktion

Weltcupsiege im Einzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr.DatumOrtTyp
1. 30. Dezember 1981 Deutschland Oberstdorf Großschanze
2. 8. Februar 1982 Norwegen Oslo Großschanze
3. 13. März 1982 Österreich Tauplitz/Bad Mitterndorf Flugschanze
4. 18. Dezember 1982 Italien Cortina d’Ampezzo Normalschanze
5. 4. Januar 1983 Österreich Innsbruck Großschanze
6. 15. Januar 1983 Vereinigte Staaten Lake Placid Großschanze
7. 16. Januar 1983 Vereinigte Staaten Lake Placid Großschanze
8. 23. Januar 1983 Kanada Thunder Bay Großschanze
9. 18. Februar 1983 Norwegen Vikersund Flugschanze
10. 19. Februar 1983 Norwegen Vikersund Flugschanze
11. 20. Februar 1983 Norwegen Vikersund Flugschanze
12. 27. Februar 1983 Schweden Falun Großschanze
13. 27. März 1983 Jugoslawien Planica Normalschanze
14. 18. Februar 1984 Jugoslawien Sarajevo Großschanze
15. 3. März 1984 Finnland Lahti Normalschanze
16. 4. März 1984 Finnland Lahti Großschanze
17. 17. März 1984 Deutschland Oberstdorf Flugschanze
18. 18. März 1984 Deutschland Oberstdorf Flugschanze
19. 4. Januar 1985 Österreich Innsbruck Großschanze
20. 9. Februar 1985 Japan Sapporo Normalschanze
21. 2. März 1985 Finnland Lahti Normalschanze
22. 10. März 1985 Norwegen Oslo Großschanze
23. 23. März 1985 Tschechoslowakei Štrbské Pleso Normalschanze
24. 24. März 1985 Tschechoslowakei Štrbské Pleso Großschanze
25. 11. Januar 1986 Tschechoslowakei Harrachov Großschanze
26. 18. Januar 1986 DDR Klingenthal Großschanze
27. 25. Januar 1986 Japan Sapporo Normalschanze
28. 26. Januar 1986 Japan Sapporo Großschanze
29. 1. März 1986 Finnland Lahti Normalschanze
30. 2. März 1986 Finnland Lahti Großschanze
31. 22. März 1986 Jugoslawien Planica Normalschanze
32. 7. Dezember 1986 Kanada Thunder Bay Großschanze
33. 1. März 1987 Finnland Lahti Normalschanze
34. 8. März 1987 Schweden Falun Großschanze
35. 5. Dezember 1987 Kanada Thunder Bay Normalschanze
36. 6. Dezember 1987 Kanada Thunder Bay Großschanze
37. 19. Dezember 1987 Japan Sapporo Großschanze
38. 20. Dezember 1987 Japan Sapporo Großschanze
39. 1. Januar 1988 Deutschland Garmisch-Partenkirchen Großschanze
40. 4. Januar 1988 Österreich Innsbruck Großschanze
41. 6. Januar 1988 Österreich Bischofshofen Großschanze
42. 20. Januar 1988 Schweiz St. Moritz Normalschanze
43. 5. März 1988 Finnland Lahti Normalschanze
44. 6. März 1988 Finnland Lahti Großschanze
45. 17. Dezember 1988 Japan Sapporo Großschanze
46. 1. Januar 1989 Deutschland Garmisch-Partenkirchen Großschanze

Weltcup-Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

SaisonPlatzPunkte
1981/82 4. 138
1982/83 1. 277
1983/84 2. 217
1984/85 1. 224
1985/86 1. 250
1986/87 6. 133
1987/88 1. 282
1988/89 9. 106
1989/90 19. 55

Schanzenrekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

OrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
Garmisch-Partenkirchen Deutschland Deutschland 104,0 m
(HS: 140 m)
1. Januar 1984 1. Januar 1984
Engelberg Schweiz Schweiz 120,5 m
(HS: 137 m)
26. Februar 1984 17. Februar 1985
Planica Slowenien Slowenien 187,0 m
(HS: 225 m)
15. März 1984 16. März 1984
Planica Slowenien Slowenien 191,0 m
(HS: 225 m)
16. März 1984 15. März 1987
Oberstdorf Deutschland Deutschland 182,0 m
(HS: 225 m)
16. März 1985 17. März 1985
Oberstdorf Deutschland Deutschland 185,0 m
(HS: 225 m)
17. März 1985 24. Januar 1992
Garmisch-Partenkirchen Deutschland Deutschland 109,0 m
(HS: 140 m)
1. Januar 1989 1. Januar 1994
Vikersund Norwegen Norwegen 171,0 m 
(HS: 225 m)
25. Februar 1990 18. Februar 1995

Literatur

06.02.2019 um 12:07 Uhr von Redaktion
 
Finnische Briefmarke von 1988
  • Matti Nykänen, Egon Theiner: Grüße aus der Hölle. Autobiografie. Wero-Press, Pfaffenweiler 2003, ISBN 978-3-9808049-9-8.
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